Statt Feste mit übertriebenem Geschenkeeinkauf zu verbringen, setzt es sich immer mehr durch, gemeinsame Zeit zu verschenken. Kein Abhetzen für Geschenke oder stundenlanges Plätzchen oder Kuchen backen, um dann froh zu sein, dass nach den Festtagen endlich wieder Ruhe einkehrt. Daran zeigt sich, dass Zeit inzwischen recht kostbar und für manche sogar fast unbezahlbar geworden ist.
Zeit der Inbegriff von straffen Abläufen
Die Feiertage – und nicht nur die –, um sie gemeinsam in Ruhe zu verbringen und mal wieder ohne Druck, richtig zu kommunizieren, statt nur möglichst viele Tätigkeiten in möglichst kurze Zeit zu pressen.
Zeitmanagement ist ein Schlagwort, das nicht nur Berufstätige nahezu verpflichtet, seine Zeit sinnvoll zu planen, möglichst nichts dem Zufall zu überlassen und „Zeitfresser“ frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren.
Um zu erkennen, dass das Internet ein Zeitfresser ist, brauche ich kein Zeitmanagement, sondern einen ganz bewussten Umgang mit dem Internet.
Problematisch wird es, wenn das Zeitmanagement auf Kosten von Service und Höflichkeit geht. Hier steht die Frage im Vordergrund, was benötigt wie viel Zeit und kann mit weniger zeitlichem Aufwand erledigt werden.
Nicht der Mensch bestimmt die Zeit, sondern die Zeit bestimmt inzwischen den Menschen. Pausen sind nicht vorgesehen, sondern müssen auch noch sinnvoll genutzt werden. Warten ist der schlimmste Zeitfresser, denn da ist jeder zur Untätigkeit gezwungen. Zum Glück gibt es dasSmartphone, das die Wartezeiten füllen kann. 🙂
Zeitmanagement
Die Zeit muss gemanagt werden. Lücken sind zu vermeiden, Abläufe dürfen nicht durchbrochen werden. Waren früher noch Telefonate zeitraubend, sind es heute E-Mails.
Die Bearbeitung von E-Mails gilt als Zeitfresser und muss organsiert werden. Natürlich muss ein E-Mail nicht sofort beantwortet werden. Dennoch sollte – je nach bereits bestehender Kundenbeziehung – eine Antwort innerhalb von 24 Stunden erfolgen.
Wenn das Zeitmanagement auf Kosten einer grundlegenden Kommunikation geht, könnte manch einer bald über mehr Zeit verfügen, als ihm lieb sein kann.
Zeitmanagement ist in meinen Augen ein unglücklicher Begriff und wird entsprechend falsch eingeschätzt, was zu entsprechenden Irrtümern führt. Ich kann die Zeit in kein Korsett zwingen. Zeit ist wertvoll, und was wertvoll ist, nutze ich behutsam. Wenn Sie feststellen, dass der Tag mit 24 Stunden zu kurz ist, läuft grundsätzlich etwas verkehrt.
Natürlich es wichtig, dass Sie erkennen, wo ihre Zeit „bleibt“ und dass Sie Ihre Arbeitszeit organisieren. Stellen Sie fest, dass Sie zu wenig Zeit haben, kann ein „Zeittagebuch“ über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen helfen. Es dokumentiert, wie Sie Ihre Zeit nutzen, wann Sie eher unbewusst Pausen machen oder wann Sie Tätigkeiten übernehmen, die Sie völlig aus der Konzentration reißen. Es ist erwiesen, dass eine kurze Unterbrechung im Arbeitsablauf ca. 11 bis 15 Minuten benötigt, um wieder in den unterbrochenen Prozess zu finden.
Es ist also kein Zeitmanagement notwendig, sondern das Vermeiden von Unterbrechungen durch äußere Einflüsse. Hier kommt das E-Mail wieder zum Tragen. E-Mails sollten nur zu bestimmten Zeiten abgefragt und dann auch sofort beantwortet werden bzw. auf Wiedervorlage gelegt werden. Eine Wiedervorlage sollte nur zu einer bestimmten Uhrzeit erfolgen – am besten zeitgleich mit dem Abruf der E-Mails. So werden E-Mails zeitnah beantwortet ohne, dass der eigene Ablauf eine Störung erfährt.
Zeit für mich
Interessant ist auch, dass Zeit nur immer im Zusammenhang mit Arbeit und Beruf gesehen wird. Das Zeittagebuch wird sicher zeigen, dass Zeit für „Träumen“ und „Nichtstun“ verwendet wird. Das wäre ein gutes Zeichen, denn in diesen Phasen des „Nichtstuns“ regeneriert das Gehirn und führt zu neuer Leistungsbereitschaft. Wenn Sie merken, dass diese Phasen immer wieder in bestimmten Zeiträumen auftreten, sollten Sie dies nutzen und Ihren Arbeitsplatz bewusst verlassen.
Zeit sollte auch in den Abendstunden bleiben, damit Sie wirklich abschalten können. Wer die Arbeit gedanklich in den Feierabend mitbringt, raubt nicht nur Zeit, sondern auch Energie, die ihm ein Abschalten ermöglicht. Sonst kommt es zum nächsten Konflikt mit der Zeit, denn das Einschlafen fällt schwer oder raubt gänzlich den Schlaf.
Zeit nehmen – ein ebenfalls interessanter Ausdruck – sollten Sie sich für
- soziale Kontakte
- die Familie
- Hobbys
- Bewegung
- Nichtstun
„Faulheit“ ist fast ein Schimpfwort, wird die Zeit doch scheinbar sinnlos verschwendet. Während der Autor der Welt Tipps gibt, wie Faulheit zu überwinden ist, zeigt ausgerechnet das manager magazin auf, dass Faulheit erfolgreicher macht.
Zeit für Schlaf
Es dürfte kein Thema sein, dass Schlaf für die Regeneration wichtig ist. Dennoch verschafft sich die Vorstellung, Schlaf sei sinnlose Zeitverschwendung, immer mehr Raum. Wer grundsätzlich zu wenig schläft, merkt gar nicht mehr, dass er „schlafdepriviert“ ist. Die Top-Manager geben den Takt vor, wenn sie stolz erzählen, dass sie mit vier Stunden Schlaf auskommen.
Bedeutet das nicht, dass die Zeit besser genutzt werden kann als mit Schlafen? Zeigen diese Topmanager nicht, dass sie es mit wenig Schlaf zu etwas gebracht haben? Dass sie die Morgenstunden nutzen, um in Ruhe für sie wichtige Dinge zu erledigen? Oder könnte es sein, dass sie zu Fehlentscheidungen neigen, weil sie ihr Schlafdefizit nicht erkennen?
Schlafdefizit führt auf Dauer zu
- Konzentrationsschwäche
- nachlassende Gedächtnisleistung
- erhöhter Risikobereitschaft
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Fehlerhäufigkeit
und nicht zuletzt zum Burnout.
Es gibt noch ein Leben zwischen PC und Bett. Dass Sie die Zeit dazwischen richtig nutzen, auch wenn sie mal „faul“ sind, ist wichtig für eine langanhaltende Leistungsfähigkeit, die Sie zufrieden macht.
„Laut den Analysten des Recherche-Unternehmens RAND sind das in Deutschland 60 Milliarden Dollar Schaden, den unausgeruhte Kollegen oder Chefs verursachen.“
Die scheinbar gewonnene Zeit ist also verlorene Zeit, worunter vor allem das Umfeld leidet.
Lassen Sie sich also nicht von der Zeit unter Druck setzen. Sie geben den Takt vor und dazu gehört auch, dass Sie Ihrer „Frei“zeit genügend Raum geben.
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