Eine Alternative zu einem festen Arbeitsplatz ist die Möglichkeit sich selbstständig zu machen. Gerade der Dienstleistungssektor ist für Einzelunternehmer besonders interessant. Allerdings habe ich festgestellt, dass Existenzgründungen im Bereich Bürodienstleistung eher rückläufig sind.
Sich selbstständig zu machen, muss gut durchdacht sein und erfordert eine Reihe von Vorüberlegungen und eine gründliche Vorarbeit.
Startup statt Existenzgründung?
In letzter Zeit taucht neben dem Begriff Existenzgründung immer häufiger der Begriff Startup auf. Grundsätzlich bedeutet beides das gleiche, nämlich die Gründung eines neuen Unternehmens. Das kann der Bäcker um die Ecke genauso sein, wie ein Online-Shop mit einem außergewöhnlichen Warenangebot.
Allerdings birgt das Startup ein hohes Wachstumspotential, was ein Einzelunternehmen im Bereich Bürodienste, auch wenn es später ein paar Mitarbeiter hat, ausschließt. Dazu kommt, dass Startups innovative Ideen haben und bereits über gute finanzielle Ressourcen verfügen.
Selbstständige Dienstleister als Einzelunternehmer bedienen Grundbedürfnisse potentieller Kunden ggf. mit einem besonderen Service, um sich vom Wettbewerb abzuheben. So kann ein Büroservice zusätzlich einen Hol- und/oder Bringdienst anbieten, der dem Kunden langes Warten bei Behörden und Ämtern erspart. Innovativ sind solche Zusatzdienste nicht, zumal sie nicht das Potential zur Expansion bergen, aber eine gute Möglichkeit sich vom Wettbewerb abzuheben.
Innovative Ideen sind bei jeder Existenzgründung gefragt, aber im Allgemeinen festigen sie nur das eigene Unternehmen gegenüber dem Wettbewerb, reichen aber nicht, um ein Unternehmen personell und finanziell stark expandieren zu lassen.
Bei Deutsche Startup erfahren sie mehr zu Ideen und Unternehmen dieser Unternehmensgründer.
Eignung zum Unternehmer
„Unternehmen unternehmen etwas“, ist eine gängige Floskel und sie beinhaltet viel Wahrheit. Dieses „Unternehmen“ beginnt zwar mit der Idee, es mit einer Selbstständigkeit zu versuchen, erfordert aber sofortiges Handeln ohne konkret eine Tätigkeit im gewünschten Bereich auszuüben.
Die Eignung zu einer Selbstständigkeit zeigt sich in der Bereitschaft zu gründlicher Recherche von Anfang an.
Dabei sind die Gebiete höchst unterschiedlich, über die Sie sich informieren müssen, bevor(!) Sie die ersten Schritte für eine Existenzgründung einleiten
- Marktübersicht wie sich der Wettbewerb aufstellt
- Möglichkeiten der sozialen Netzwerke für Unternehmen
- Marketing für Ihr spezielles Fachgebiet
- Internetpräsenzen ähnlicher Anbieter
- Grundlagen für technische Lösungen, damit Sie kommunizieren können,
was Ihnen wichtig ist
Existenzgründungsseminare werden immer noch angeboten, aber sie sind schon wegen der heterogenen Interessenten sehr allgemein gehalten. Da ist es wichtig, dass der Gründer schon Fragen stellen kann. Ich bin damals durch das Arbeitsamt etwas unbedarft in so ein Seminar geraten und kann aus heutiger Sicht sagen, unvorbereitet war das vergeudete Zeit.
Der Unternehmer unternimmt etwas, das heißt auch, dass er viel Eigeninitiative ergreift. Das ist besonders schwer, wenn Sie schon Jahre bzw. Jahrzehnte einen festen Arbeitsplatz hatten. Außer um ihre täglichen Aufgaben mussten Sie sich um nichts kümmern.
Der schwierigste Part ist die Selbstvermarktung. Viele Gründer kostet es große Überwindung ihre Dienstleistung anzubieten, denn als Einzelunternehmer bedeutet das, sich selbst zu „verkaufen“ und Kunden zu gewinnen. Wer sich nicht zutraut auf andere zuzugehen, Probleme bei der Kommunikation hat oder schlimmer noch, nicht über die Standards guten Benehmens verfügt, wird seine Dienstleistung nicht an den Kunden bringen, selbst wenn er fachliche eine Koryphäe ist.
„Existenzgründung Einzelunternehmer“ bedeutet viele neue Aufgaben
Zudem waren für einen Angestellten Krankenversicherung, Altersvorsorge automatisch geregelt, ebenso wie Freizeit und Urlaub. Weiterbildung wurde oft vom Betrieb übernommen. Selbst wenn der Aufgabenbereich viel selbstständiges Handeln erforderte, die Gesamtverantwortung lag in anderen Händen.
Nun sind Sie selbst gefordert und müssen Lösungen finden:
- Krankenversicherung ist nun der doppelte Beitrag, den Sie als Selbstständiger allein tragen müssen
- Altersvorsorge, die auf verschiedenen Beinen stehen sollte und nun mit ihrem Stundensatz als Selbstständiger gekoppelt ist
- Rücklagen, als Geld zur Überbrückung aufgrund von einkommensschwachen Zeiten oder durch Krankheit bedingt oder größere Investitionen, müssen erwirtschaftet werden
- Investitionen nicht nur in Equipment und Materialbeschaffung, sondern laufende Kosten für Marketing und Akquise
- Weiterbildung liegt jetzt in Ihrem eigenen Ermessen. Seminare oder Workshops beanspruchen nicht nur die Finanzen, sondern auch Ihre Zeit. Bücher oder Programme von Fachverlagen wie Haufe sind eine kostengünstigere Alternative zur Fortbildung außer Haus
- Verwaltungsaufgaben von Buchhaltung bis Rechungsstellung
- Verkauf der Dienstleistung bzw. Kundengewinnung
Das bedeutet, auf Sie kommen vor allem in der Anfangsphase Aufgaben unterschiedlicher Berufe hinzu, mit denen Sie sich bisher nicht auseinandersetzen mussten.
Die größte Schwierigkeit ist die richtigen Berater zu finden, denn je größer die eigene Unwissenheit ist, umso weniger erkennen Sie echte Beratungsleistung. Da ist es im Vorfeld sinnvoll zu einem Buch zu greifen, das Ihnen die grundlegenden Themen für eine erfolgreiche Existenzgründung vermittelt. Ich persönlich ziehe in so einem Fall das richtige Buch einem E-Book vor, denn dann kann ich bequem mit dem Stift arbeiten und Textpassagen, die mit mir zu tun haben, entsprechend markieren.
Finanzen – Tragfähigkeit Ihres Unternehmens
Am Anfang steht die Frage der Finanzierung. Das scheint für einen Bürodienstleister kein größeres Problem zu sein, sind doch Internet- und Telefonanschluss heute Standard in jeder Wohnung, so dass einem Home-Office nichts mehr Wege zu stehen scheint.
Dabei ist das Thema Finanzen weitreichend wie der Businessplan deutlich zeigt, denn es geht um die Wirtschaftlichkeit. Ein besonderes Thema ist die Kalkulation, die bei jemandem, der bisher regelmäßig einen bestimmten Betrag auf sein Konto überwiesen bekam, oft von falschen Prämissen ausgeht.
Ihr bisheriges Einkommen ist ein Betrag, mit dem Sie bisher Ihr Leben bestreiten konnten. Sie können dieses Einkommen als kalkulatorische Grundlage nehmen, mehr allerdings nicht. Denn die oben beschriebenen finanziellen Aufwendungen müssen dazugerechnet werden und der erreichbaren Arbeitszeit angepasst werden. Hierfür gibt es recht einfache Honorarrechner zum Download.
Förderungen von Existenzgründungen
Die Förderung bei der Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit ist seit November 2011 schwieriger geworden. Ich halte das im Bereich Bürodienstleistung durchaus für berechtigt. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass zu viele glaubten, ein Internetanschluss und etwas Erfahrung am PC würden ausreichen, um sich eine Existenz aufbauen zu können, die sich trägt.
Der Einstieg war einfach, denn der finanzielle Rahmen war gesichert. Die Hoffnung, Kunden würden sich im Laufe der Zeit finden, erwies sich als Trugschluss, denn eine intensive Einarbeitung wie oben beschrieben, blieb aus. Vollkommen verkannt wurde im Bereich Büroservice, dass ein Überangebot an nebenberuflichen Anbietern einen Preisverfall zur Folge hatte. Nun ist aus der Leistung des Arbeitsamts einen „Kann-Leistung“ geworden, die strengeren Maßstäben unterworfen ist. Neben einer nachweisbaren Qualifikation muss der Gründer nun die Tragfähigkeit seines Konzeptes nachweisen.
Inzwischen sind die Gründungen im Bereich Bürodienstleistung wohl wieder auf den Stand zurück gegangen, der vor der ersten großen Förderungswelle ab dem Jahr 2003 vor allem für die sog. Ich-AGs bestand und beruht auf dem Wunsch unabhängig in seinem Fachgebiet arbeiten zu können. Eigeninitiative ist hier eine tragende Säule, in einem nach wie vor guten Angebot an Bürodienstleistern, ein selbstständiges Unternehmen aufzubauen.
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1 Gedanke zu „Existenzgründung als Einzelunternehmer“