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Jobnomaden – Wunsch und Wirklichkeit

Das Internet und die weltweite Vernetzung bieten die Möglichkeit immer und überall am Arbeitsprozess teilnehmen zu können. Diese Vorstellung verführt zum Träumen. Der Auftragnehmer sitzt angenehm in der Sonne, um Alltagsaufgaben oder Projekte für Firmen zu übernehmen. Eine schöne Vorstellung, aber das Nomadenleben ist auf Dauer nicht jedermanns Sache.

Meist ist jedoch nicht ein Arbeitsplatz in einer schönen Umgebung gemeint, sondern ein ständiges Umherziehen und permanente Verfügbarkeit der Arbeitsleistung.

Sonne, Strand und Arbeit vereinen

Es klingt verlockend, da wo andere Urlaub machen, seinen Arbeitsplatz einzurichten. Sommer, Sonne und arbeiten, wenn es die Umstände zulassen.

Ausgangspunkt für viele dieser Träume war sicher das Buch von Gundula Englisch von 2001. Die Rezensenten sahen damals schon eher kritisch auf das Buch „Jobnomaden

Ein paar Jahre Auslandsaufenthalt machen sich in jeder Biographie gut und wenn die Möglichkeit besteht, diesen mit guten Jobs via Internet zu finanzieren, um so besser. Auf der Walz, wie heute noch die Zimmerleute, lernen diese überwiegend jungen Leute nicht nur andere Menschen sondern auch sich selbst besser kennen.

Digitale Nomaden sind Lebenskünstler. Melissa Schumacher arbeitet als digitale Nomadin und ist Bloggerin. Hier ein ausführliches Gespräch in Leute heute im SWR1

Um sich für diese Art zu arbeiten, zu entscheiden, muss an die Rahmenbedingungen gedacht werden
  • Klima:
    Nicht jeder verträgt permanente Hitze und auch im nahen Mallorca gibt es Sommer und Winter. Winter können in Urlaubsregionen, die auf Sommer und Sonne ausgerichtet sind, äußerst trist sein.
  • Geeignete Berufe:
    Neben Routinearbeiten rund ums Büro, wird häufig Texten oder Webdesign angeboten. Ob sich PR wirklich weit ab von der Firma aus dem Sessel verwirklichen lässt, habe ich meine Zweifel.
  • Bezahlung:
    Beim Arbeiten über Netz entsteht weniger Kundenbindung und ein häufiger Wechsel der Auftraggeber. Der günstige Preis steht für viele Interessenten vor der Qualität. Clickworker sind die Fließbandarbeiter des Internet, die Bezahlung ist entsprechend gering.
  • Bindungen:
    Wer ständig unterwegs ist, kann nur schwer ein gutes soziales Umfeld wie Freunde oder gar Partnerschaften aufbauen. Für viele Menschen ist das soziale Umfeld aber der Anker für eine hochwertige Arbeitsleistung.

 
In dem Artikel „Mehr Leben, weniger Alltag: Tipps für digitale Nomaden“ befasst sich der Autor mit den Grundvoraussetzung für ein Leben als Jobnomade. Technik und Software müssen stimmen und immer auf dem aktuellen Stand sein. Zudem muss ein hohes Konzentrationsvermögen vorliegen, um auch in unruhigem Umfeld entsprechende Leistung zu erbringen.

Erhöhte Flexibilität in Ort und Zeit

Schon jetzt arbeiten viele nicht mehr ausschließlich im Büro, neben dem Home-Office gehen immer mehr ihrer Tätigkeit in einem Co-Working-Space nach, wenn sie nicht ausschließlich allein im Home-Office arbeiten möchten.

Das Pendeln zwischen mehreren Orten für verschiedenen Auftraggeber ist für Selbstständige nicht neu. Neu ist allerdings die immer größere Entfernung und das Leben aus dem Koffer, das bisher überwiegend Handlungsreisenden und LKW-Fahrern vorbehalten war.

Dass die ständige Verfügbarkeit der Arbeitsleistung abträglich ist, haben inzwischen viele Firmen erkannt, so dass das Arbeiten rund um die Uhr an 365 Tagen wieder rückläufig ist. Das gilt allerdings in erster Linie für die Stammbelegschaft. Selbstständige oder Jobnomaden müssen hier weiterhin den Spagat zwischen Einkommen und Erholungsphasen meistern.

Die Flexibilität der Arbeitnehmer resultiert in erster Linie aus der Vernetzung. Aber genau hier ist auch die größte Schwachstelle.
  • Sicherheit
    Nicht erst seit Bekanntwerden der kontinuierlichen Überwachung durch Sicherheitsdienste warnen Experten davor, dass Firmendaten zu wenig geschützt seien. Neben eingeschleusten Trojanern führt der Diebstahl von Firmenwissen zu immensen volkswirtschaftlichen Schäden. Eine Zusammenarbeit mit Mitarbeitern weitab vom Standort benötigt eine besondere Sicherung der Daten und des Datenaustauschs.

    Mir persönlich wäre es zu unsicher darauf zu vertrauen, dass ein mir überwiegend unbekannter Mitarbeiter irgendwo auf der Welt alle notwendigen Sicherheitsstandards beachtet.

  • Cloud
    Das Arbeiten unabhängig von Server und Speicherplatz mit der entsprechenden Software ist für viele eine kostengünstige und damit attraktive Lösung. Neben dem Sicherheitsaspekt mache ich mir immer wieder Gedanken zur Verfügbarkeit der Daten. Unwetter mit Stromausfall, Naturereignisse wie Erdbeben, die die Netzverfügbarkeit beeinträchtigen, machen teilweise einen Zugriff auf wichtige Daten nicht mehr möglich.
    Wer schon mal ein paar Stunden ggf. Tage ohne Internetanschluss verbracht hat, kennt das Gefühl von allem abgeschnitten zu sein. Es ist heute leichter auf sein Auto zu verzichten als auf einen funktionierenden Internetanschluss.

    Steht der Server mit den Firmendaten – und nichts anderes ist die Cloud – weit ab von der Firma, kann das zu gravierenden Problemen führen. Für einen Jobnomaden, der auf funktionierende Anschlüsse angewiesen ist, kann das das Ende seiner Tätigkeit bedeuten.

Jobnomaden – Verfügbarkeitsmasse für Arbeitsleistung

Wirtschaftspolitisch gesehen werden die Jobnomaden besonders interessant, wenn
TISA eingeführt wird. Denn dann ist es möglich, die Mitarbeiter in andere Länder zu entsenden und sie zu den dort üblichen Arbeitsbedingungen zu beschäftigen. Sie sind dann keine Mitarbeiter mehr, sondern verfügbare Arbeitsleistung – der Mensch als Maschine 🙁
 

 
Ich frage mich, ob ein sozial eher bindungsloser Mitarbeiter – weil er ständig unterwegs ist, der gerade so viel verdient, dass er überleben kann – besonders kreativ ist. Die Weiterentwicklung von Arbeitsprozessen, die den Erfolg eines Unternehmens ausmachen, erfolgen häufig über die Mitarbeiter, deren Erfahrung in das Firmenwissen einfließen.

Dass dieses „Hopping“ von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz für das Betriebsklima und damit für ein erfolgreiches Unternehmen eine Reihe von Nachteilen bringt, beschreibt Saarbrücker Professor Christian Scholz in seinem Buch: „Stammplatzgarantie“. Er spricht von „Darwiportunismus“, da die Mitarbeiter mit allen Mitteln versuchen werden, ihre Stammplätze in der Firma zu erhalten und nicht zur reinen Verfügbarkeitsmasse der Arbeitsleistung werden.

Die Arbeitsleistung der Mitarbeiter erfordert Respekt. Sie sind es, die dem Unternehmen zu einer gewünschten Marktstellung verhelfen. Lösungen können am besten gemeinsam vor Ort erarbeitet werden, denn nur da lässt sich das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kräfte erkennen.

Die Kommunikation erfolgt immer noch am besten von Angesicht zu Angesicht mit allen Begleiterscheinungen der Körpersprache und der Mimik.

Jobnomade eine interessante Erfahrung

Die Arbeit für Jobnomaden ist bestimmt eine Bereicherung, aber diese Art zu arbeiten funktioniert nicht auf Dauer. Nicht ohne Grund sind z. B. viele Lastwagenfahrer eher allein, da sie oft Tage von zu Hause weg sind.

Ich denke, dass die Arbeit über Netz vieles vereinfacht und beschleunigt. Da der Mensch aber ein soziales Wesen ist, benötigt er einen stabilen Rahmen. Dazu gehören stabile Beziehungen privat und bei der Arbeit genauso wie ein fester Arbeitsplatz. Vor allem selbstständige Bürodienstleister haben Stammkunden, die ihnen diesen Rahmen bieten können. Spätestens wenn an eine Familie gedacht wird, möchten viele das unstetige Leben beenden.

Es ist wie immer im Leben: die Mischung macht es. Und wer es sich für ein paar Jahre leisten kann mit dem Laptop im Rucksack die Welt kennen zu lernen, der kann nur gewinnen selbst, wenn er kein Vermögen verdient. Das erlangte Wissen ist unbezahlbar und vor allem ist es immer und überall abrufbar.

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1 Gedanke zu „Jobnomaden – Wunsch und Wirklichkeit“

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