Dabei ist Scheitern die Möglichkeit Erkenntnisse zu gewinnen. Das trifft ganz besonders auf Selbstständige wie zum Beispiel Bürodienstleister zu. Ein „Büroservice“ ist schnell gegründet. Die Gefahr anschließend nicht durchzuhalten ist gegeben.
Scheitern ist nicht gleichbedeutend mit aufgeben, es kann auch ein Neubeginn sein.
Ein Kommen und Gehen
Seit 2006 beobachte ich die Entwicklung der Selbstständigkeit rund um die Bürodienstleistung. So gab es 2006 allein in Baden-Württemberg 1.500 Einträge in Branchenverzeichnissen meist unter dem Sammelbegriff Büroservice.
Nur ein gutes Drittel hatte auch eine Website, wobei hier wiederum nur ein Bruchteil eine gewisse Professionalität auszeichnete.
Nach einiger Zeit kamen neue Websites hinzu. Manche wurden besser, aber vielen mangelte es immer noch an Professionalität. Vor allem bei weniger gelungenen Präsentationen im Internet, war die jeweilige Seite im Durchschnitt nach zwei Jahren nicht mehr erreichbar.
Die Branchenbücher mit kostenlosen Einträgen verifizieren die Einträge nicht, so dass sich nicht genau feststellen lässt, wer hier noch aktiv ist. Ich kenne allerdings kein Unternehmen, das über ein Branchenverzeichnis im Internet irgendeinen Dienstleister sucht.
Firmen wollen sehr genau wissen, mit wem sie es zu tun haben. Hier erweist sich das Internet wirklich als große Hilfe, wenn auf eine Website mit aussagefähigen Inhalten zugegriffen werden kann.
Es gibt vielfältige Gründe, warum ein selbstständiger Bürodienstleister seine Selbstständigkeit aufgibt.
- Festanstellung
- Krankheit – eigene Krankheit oder Krankheit von Familienmitgliedern
- Kinder
- Änderung des Geschäftsfeldes
- Umzug
- Alter
- zu geringes Einkommen
Dies sind zum Teil auch Gründe, warum Teilnehmer die Plattformen von Bürodienste in wieder verlassen.
“Scheitern“ leicht gemacht
Dennoch kann ich feststellen, Neugründung im Bereich Bürodienstleistung sind stark zurückgegangen. Der Boom zwischen 2003 und 2008 resultierte aus der Möglichkeit der Ich-AGs. Viele haben ihre Selbstständigkeit übers Knie gebrochen, um nicht arbeitslos zu sein und die Fördergelder vom Arbeitsamt zu erhalten.
Es zeigte sich, dass nicht jeder für die Selbstständigkeit geeignet war. Gerade die, die zunächst ihre Arbeit verloren hatten und anschließend ihre Selbstständigkeit aufgeben mussten, empfanden dies in besonderem Maße als Scheitern – Scheitern als Synonym für Versagen.
Dass inzwischen die Kriterien zur Förderung in eine Selbstständigkeit verschärft wurden, halte ich in dem Bereich Bürodienstleistung nicht für falsch. Die Vorüberlegungen sind gründlicher, die eigenen Voraussetzungen werden besser geprüft. Einem Scheitern wird so besser entgegengewirkt. Ausgeschlossen kann es natürlich nicht werden.
Aus Fehlern lernen
Der Schlüssel zum Erfolg sei die Ehrlichkeit sich zu Fehlern zu bekennen, heißt es häufig. Doch das fällt vielen schwer. Scheitern ist an sich nicht das Problem, es ist die Auseinandersetzung damit, dass man Dinge falsch eingeschätzt bzw. etwas übersehen hat, mit den entsprechend falschen Entscheidungen. Hierzu habe ich einen interessanten Artikel im Zeitmagazin gefunden: Scheitern als Chance?
Wer sich selbstständig gemacht hat und nach zwei Jahren aufgeben muss, könnte nochmals starten, wenn ernsthaft eine Fehleranalyse betrieben würde.
Stattdessen höre ich immer ähnliche Gründe
- zu viel Wettbewerb = Konkurrenz
- Preisdumping = die anderen sind billiger
- Schwierigkeiten bei der Vermarktung = die Eintragung in Branchenbücher bringt nichts
Die Problematik ist richtig erkannt. Wer im Vorfeld auf dem Weg zur Selbstständigkeit wenig Recherche betrieben hat, muss das nachholen, wenn er nochmals starten möchte. Das gilt auch, wenn jemand erkennt, dass die Selbstständigkeit scheitern könnte.
- Was hat es mit dem Wettbewerb wirklich auf sich? Das bringt zusätzlich Erkenntnisse zur Entwicklung des eigenen Portfolio.
- Eine fundierte Kalkulation schützt vor Dumpingpreisen. Der Wettbewerb, der billig anbietet, bleibt nicht lange selbstständig
- Die Vermarktung ist heute vielseitig und erfordert viel Zeit. Vor allen Dingen gibt es über das Internet viel Möglichkeiten, aber nicht alles, was angeboten wird, ist verwertbar, manches passt nicht. Hier muss die meiste Zeit investiert werden.
Ich habe hier eine Fehleranalyse aufgeschrieben für die Fehler, die ich am häufigsten höre. Jeder hat seine individuellen Fehler, mit denen er sich auseinandersetzen sollte.
Wer zu der Erkenntnis kommt, dass Selbstständigkeit nicht der richtige Weg war, ist nicht gescheitert, sondern um eine wichtige Erfahrung reicher.
Wer fällt sollte wieder aufstehen und seinen Weg weitergehen
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