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Haben Sie was auf der hohen Kante?

Frühzeitig einen Notgroschen zurücklegen

Wer gerade gründet oder in der Anfangsphase seiner Selbstständigkeit ist, hat sicher andere Sorgen. Man macht sich Gedanken um Angebot und Nachfrage, um Stundensätze und Kalkulation, um die Kundenakquise, um Marketingmaßnahmen und, und, und… Als Solo-Unternehmer hat man (relativ) wenige Pflichten und kann etliche Themen einfach zur Seite schieben.

Neben einer Rentabilitätsrechnung, die hoffentlich jeder anstellt, auch wenn er sein Business alleine betreibt, ist aber auch die Frage nach der persönlichen Absicherung immens wichtig. Leider wird dieses Thema nur zu oft erst einmal in den Hintergrund gedrängt, verschoben, vergessen…

Um den Versicherungsschutz kümmert man sich dann noch, denn Kranken- und Renten-Versicherung sind wichtig. Daneben gibt es noch zu klären, ob eine spezielle Haftpflichtversicherung, Vermögensschaden-Versicherung oder Rechtsschutzversicherung gebraucht wird. Sicher gibt es noch die eine oder andere Versicherung, je nach Betätigungsfeld, die mehr oder weniger wichtig ist. Schön und gut wenn alle Versicherungen abgeschlossen sind und ab und zu überprüft werden. Zur Unterstützung hierfür gibt es Fachleute.

Umsatzeinbrüche – Umsatzschwankungen einplanen

Hierdurch werden aber keine finanziellen Risiken durch Umsatz-Schwankungen, Umsatzeinbrüche oder durch persönliche Umstände abgedeckt. Auch wenn der Solo-Unternehmer Urlaub machen möchte, muss er diesen meist doppelt zahlen: Einmal die Kosten für den Urlaub, zum Anderen das fehlende Einkommen in dieser Zeit. Wenn das Geschäft gut läuft, schafft sich so Mancher ein schönes Auto an, ein tolles Büro oder schickes elektronisches Equipment. Solche Dinge sind in der Liquiditätsplanung erfasst, wenn man sich als Solo-Unternehmer die Mühe macht, diese nach dem Businessplan auch fortzuführen.

Was ist aber, wenn plötzlich Ihr bester Kunde abspringt und die Hälfte des Umsatzes wegbricht? Wenn ein Ersatz-Kunde nicht gleich mit Auftrag droht, der die Lücke füllt, sondern es eine Weile dauert? Wenn Zahlungen ausbleiben und Sie eine Zeitlang finanziell überbrücken müssen?

Wer genügend familiären Rückhalt hat oder einen Partner, der die weiter laufenden Kosten im Notfall übernimmt, kann sich glücklich schätzen. Wer seine Rechnungen alleine zahlen muss, hat jetzt ein Problem, wenn er keinen Notgroschen zur Seite gelegt hat. Die Gläubiger wollen Ihre Rechnungen bezahlt haben, und das sind unter Anderem: Vermieter, Finanzamt, Versicherungen, eventuell sogar Banken. Woher das Geld kommt ist jedermann egal und ganz schnell kann man in eine ernsthafte Klemme rutschen. Keine Versicherung wird Leistungen erbringen, wenn die Beiträge nicht gezahlt werden. Banken können Kredite aufkündigen und das geht manchmal schneller als man sich das vorstellen mag.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Eine Ladeninhaberin wird auf dem Nachhauseweg von einem Auto angefahren. Das Sprunggelenk ist hin, sie wird in eine Klinik gebracht. Dort teilt ihr ihre Krankenversicherung mit, dass sie die Kosten für den Krankenhausaufenthalt nicht übernehmen wird, da sie mit den Beiträgen drei Monate im Rückstand ist. Glücklicherweise ist sie in der Berufsgenossenschaft versichert, die den Unfall als Wegeunfall anerkennt. Sie übernimmt alle Kosten und zahlt Verletztengeld, wovon sie ihre laufenden Kosten decken kann. Nach 3 Monaten kann sich die Frau wieder teilweise um ihr Geschäft kümmern, bis sie ganz wiederhergestellt ist, dauert es etwa ein Jahr. Dann fängt sie wieder bei Null an. Mit genügend Pech wäre ihr dieser Unfall nicht auf einem Dienstweg passiert und sie hätte einen Riesen-Berg Schulden angehäuft.

Wieviel brauche ich und wie schaffe ich das?

Ich empfehle jedem dringend, für solche Fälle einen Notgroschen zur Seite zu legen und kontinuierlich aufzubauen. Schaffen Sie ihn aus Ihrem alltäglichen Blickfeld aber legen Sie ihn so an, dass Sie bei Bedarf jederzeit in der Höhe, die Ihrer Fixkosten und laufenden Kosten betragen, darüber verfügen können. Errechnen Sie anhand Ihrer Ausgaben, welchen Betrag Sie monatlich benötigen. Das Absolute Minimum sollten drei Monate schon sein. Recherchen und Fragen an Kollegen haben ergeben dass ein finanzielles Polster, mit dem man ein halbes Jahr überleben kann, sinnvoll ist.

Empfehlenswert ist, einen kleinen Prozentsatz des Umsatzes regelmäßig auf die Kante zu legen und den Notgroschen kontinuierlich aufzubauen. Bei jeder größeren Investition sollte dieses Sicherheitspolster mit bedacht werden, bis es ausreichend groß ist. Wenn Sie überwiegend bei Ihren Kunden vor Ort arbeiten: Ist es wirklich sinnvoll ein großes Büro anzumieten oder kann es noch ein bisschen warten oder darf’s ein bisschen kleiner sein? Ist das teuerste schicke Smartphone notwendig oder tut’s es auch ein günstigeres? Muss wirklich gleich ein großes neues Auto angeschafft (oder geleast) werden wenn das Geschäft gut geht oder tut’s auch für den Anfang ein Gebrauchter?

Wofür es noch gut ist, was auf der Kante zu haben:

Außer zur Abdeckung von Ausfällen durch Kundenschwund oder Krankheiten gibt ein ausreichender Notgroschen gehörig Sicherheit. Es ist sehr beruhigend, ein Polster zu haben und nicht bei jedem „Wackelkunden“ gleich Existenzängste haben zu müssen. Außerdem spüren potenzielle Neukunden, wenn man zu sehr auf Aufträge angewiesen ist und drücken dann gerne die Preise. Mit genügend Sicherheitspolster im Rücken ist es wesentlich leichter, auch mal zu sagen: „Nein, dafür arbeite ich nicht!“ (Oft genug wird dann doch der ursprünglich verlangte Preis gezahlt.) Mit genügend Rückhalt kann man sich in Ruhe die richtigen Kunden suchen und ist nicht auf die Erstbesten angewiesen.
Auch schlechte Kunden, die ihre Dienstleister ausnutzen wollen, schlecht zahlen und Vereinbarungen nicht einhalten, kann man so eher doch einmal ziehen lassen wenn es notwendig ist. Mit Puffer im Rücken ist es einfacher, sich schlechter Geschäftspartner zu entledigen und Kunden zu finden mit denen man gut und gerne zusammenarbeitet.

Ausreichend was auf der Kante zu haben macht nicht glücklich, aber es beruhigt und gibt Sicherheit – nicht nur, wenn man den Notgroschen tatsächlich angreifen muss.

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7 Gedanken zu „Haben Sie was auf der hohen Kante?“

  1. Die Arbeitslosenversicherung für Selbstständige ist leider nicht für Jedermann zu haben und hat ihre eigenen Konditionen. Mittlerweile ist die Kündigung erst nach 5 (!) Jahren möglich. Auf jeden Fall sollte man sich – wie bei jeder Versicherung oder Verpflichtung, die man eingeht – vor Abschluss genau informieren. Die Leistungen werden bei Selbstständigen nicht nach dem Einkommen berechnet, sondern nach „Qualifikationsstufen“. Diese Infos finden Sie hier: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A07-Geldleistung/A071-Arbeitslosigkeit/Publikation/pdf/Hinweise-freiwilligen-Weiterversicherung.pdf

    Antworten
  2. Inzwischen ist die Arbeitslosenversicherung für Selbstständige auf 80,00 Euro monatlich gestiegen. Genaue Berechnungen, was man bei einem Umsatzeinbruch oder im Krankheitsfall bei Aufgabe der Selbstständigkeit erwarten kann, ist scheinbar nicht möglich.

    Da ist die Überlegung natürlich angebracht, ob diese 80,00 Euro monatlich nicht in anderer Weise angelegt werden sollten.

    Antworten

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