Im Home-Office ist es wichtig die richtige Balance zwischen Arbeit und Entspannung zu finden. In einem Forum bin ich auf die Glosse „Schweinehund im Arbeitszimmer“ in der Berliner Tageszeitung aufmerksam geworden. Die These: das Arbeiten im Home-Office verspricht viel Freiheit, aber manchmal kann Freiheit auch lästig sein. Vor allem bestehe die Gefahr, ein Home-Office führe leicht zu einer „Verschlampung“ des Arbeitsumfeldes, einschließlich der eigenen Person.
Richtige Balance – dem Tag eine Struktur geben
Dass die Arbeit im Home-Office Disziplin voraussetzt, ist jedem bewusst, der sich darauf einlässt. Bisher war mir geläufig, dass dieser Arbeitsplatz die Selbstausbeutung fördert. Der Begriff „Verschlampung“ zeigt einen anderen möglichen Aspekt: Man lässt sich gehen.
Irgendwann reißt es ein, dass dem Tag eine Struktur fehlt. Vom Bett zum PC vielleicht noch mit der obligatorischen Tasse Kaffee in der Hand gibt einem das Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung. Vor allem für Arbeitnehmer, die allein leben, besteht die Gefahr, sich gehen zu lassen. Für Videokonferenzen reicht ja meist das Gesicht, so dass eine gewisse persönliche Vernachlässigung nicht weiter auffällt.
Andererseits irritiert eine gewisse „Sprachlosigkeit“, denn die Kommunikation fehlt. Manchmal ist es nur ein Plausch, nicht selten auch der Gedankenaustausch, um dem eigenen Arbeitsprozess wieder auf die Sprünge zu helfen. Kein Wunder, dass die sozialen Netzwerke im Internet boomen, scheinen sie eine Alternative für ein persönliches Gespräch zu sein. Allerdings ist dieses Chatten zeitaufwändig und leider oft auch verlorene Zeit. Vor allem bei diesen Ablenkungen gilt es die richtige Balance zu finden.
Hauptsache die Arbeit wird erfolgreich ausgeführt
Wo Arbeit gemacht wird, ist im Grunde unwesentlich, doch beeinflusst das Arbeitsumfeld die Arbeitsleistung positiv wie negativ. Um dem Alleinsein im Home-Office zu entfliehen, sucht manch einer mit dem Laptop auf den Balkon oder im Sommer den Park bzw. das „Freiluft-Büro“ im Garten. Wer auch gut arbeiten kann, wenn er abgelenkt wird, kann durchaus seinen Arbeitsplatz in den Garten oder auf den Balkon verlegen. Die richtige Balance zwischen Routinetätigkeiten und konzentrierter Arbeit sollten Sie auf alle Fälle zeitlich kontrollieren.
Ob Arbeiten außerhalb der eigenen vier Wände wirklich bei konzentrierter Arbeit hilfreich sind, kann ich mir nicht vorstellen. Geschäftliche Telefonate lassen sich kaum in der Öffentlichkeit oder im Grünen führen. Das Klein-Klein des Büroalltags findet am PC im Büro statt. Nicht jede Büroarbeit kommt ohne Schreibtisch und entsprechende Unterlagen aus.
Um fehlender Kommunikation entgegenzuwirken, gibt es mittlerweile vor allem in größeren Städten Co-Working-Büros. Dort wird der Arbeitsplatz nur für bestimmte Stunden/Tage angemietet.
Nachlässigkeit entgegenwirken
Zusammengenommen führt das, was die Autorin des Artikels beschreibt, zu steigender Lustlosigkeit und Abnahme echter Produktivität.
Wer sich daran stört, möchte oft auch etwas ändern. Dazu kann es hilfreich sein, seinen Arbeitsablauf bzw. Tagesablauf über ein paar Tage zu protokollieren, ggf. auch über einen Tag ein Minutenprotokoll anfertigen. Das Protokoll kann zu gewissen Erkenntnissen führen:
- Bei welchen Tätigkeiten steigt man aus und wendet sich einer anderen Tätigkeit zu, die gar nichts mit der beruflichen Tätigkeit zu tun hat
- Welche echten Pausen gönnt man sich wie z. B. Arbeitsplatz verlassen
- Hat der Arbeitstag überhaupt eine bestimmte Struktur
- Hochs und Tiefs in der Leistung bestimmen. So haben nachtaktive Menschen den sog. „toten Punkt“ eben zu einer anderen Tageszeit als Frühaufsteher
Um der „Verschlampung“ bei Büroarbeiten im Home-Office entgegenzuwirken, gehört auch, dass man seinen Arbeitsplatz so aufsucht, wie man es auch im Büro einer Firma tun würde. Denn wer vom Bett zum Schreibtisch geht, dem stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes irgendwann mal. Die Arbeit macht keinen Spaß mehr, eine diffuse Frustration hemmt den Gedankenfluss.
Pausen und Bewegung fördern die geistige Beweglichkeit
Eine Struktur im Home-Office erleichtert die Arbeit und fördert das Gefühl von Zufriedenheit, etwas erreicht zu haben. So unterschiedlich Tätigkeiten des Büroalltags sind, so unterschiedlich sind die Menschen, die sie ausüben und damit auch die individuelle Art, Arbeiten und Pausen einzurichten. Welcher Weg dabei eingeschlagen wird, ist von persönlichen Vorlieben abhängig.
Wichtig ist, dem Home-Office einmal am Tag den Rücken zu kehren. Für die einen sorgt es für Entspannung schnell unter Leute zu kommen, für andere kann der Weg ins Grüne in einem nahegelegenen Park oder ähnlichem den gewünschten Erholungseffekt bewirken. Wer allerdings in Jogginghose oder im Pyjama am Schreibtisch sitzt, wird die Wohnung kaum verlassen. Den Arbeitsplatz ordentlich aufzusuchen, hat auch mit „innerer Sammlung“ zu tun.
Vor allem aber das Verlassen von Wohnung und Büro steigern die Arbeitsleistung wieder: Wer den Körper bewegt, bleibt auch im Geist beweglicher. Bei einem Spaziergang oder einer Fahrt mit dem Rad, sorgt der Sauerstoff für eine gute Durchblutung des Gehirns, was sich anschließend positiv auf die Leistungskraft auswirkt. Schon allein das Abschalten beim Sitzen auf einer Bank im Freien und das Beobachten des Umfeldes aktivieren notwendige Energien.
Auch, wenn der Artikel im Tagesanzeiger als Glosse zu verstehen ist. Wer das Home-Office irgendwie eher lamentierend betrachtet, sollte sich überlegen, ob er das Home-Office wirklich geeignet ist. Immer mehr Unternehmen bieten auch Kompromisse an, sodass das Arbeiten in der eigenen Wohnung möglich ohne den persönlichen Kontakt zu Kollegen völlig zu verlieren.
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Ich habe ja schon kurz was über selbst und ständig in meinem von Dir kommentierten Beitrag http://perfect-seo.de/wie-lang-ist-mein-arbeitstag.php geschrieben.
Das war allerdings auch etwas übertrieben.
Auch ich gönne mir meine freie Zeit.
Ich habe z.B. meinen Schreibtisch mehr oder weniger aus Versehen in meinem Home Office so gestellt das zum Nachmittag die Sonne voll auf den Monitor scheint so dass ich gar nichts mehr erkennen kann.
Erst dachte ich „das musst Du wieder umräumen“ Doch dann kam ich zu der Erkenntnis
dass die blendende Sonne ein Zeichen für mich ist mich auch mal von der Arbeit loszueisen.
Ich denke auch dass man immer mal zwischendurch mal was anderes machen muss.
Grüße
Lothar P.s ich mach jetzt 1 Stunde Frühstück 🙂
Das mit der Sonne finde ich ja lustig. Das ist bei mir auch so. Da nehme ich mir inzwischen die Zeitung und setze mich auf den Balkon oder erledige irgendetwas, wo ich mich bewege.
Vielleicht ist es das Unterbewusstsein, dass uns so zu diesen Pausen zwingt.
Eine Stunde Frühstück muss drin sein. Bei dem Wetter heute arbeite ich allerdings, denn da nutze ich dann lieber schönes Wetter unter der Woche. Das ist halt der Vorteil von Selbstständigkeit und Home-Office.
Nac über 7 Jahren Home Office (zuerst angestellt im Vertrieb, dann selbständig) kann ich viele der Aussagen in diesem Artikel nur bestätigen. Insbesondere für Menschen, denen Selbstdisziplin nicht in die Wiege gelegt wurde, ist das Risiko erheblich. Aber eben auch die Chancen – sowohl dafür, einen eigenen Lebens. und Arbeitsrhytmus zu finden, als auch dafür, sich selbst weiter zu entwickeln. Für mich war es die Mühe jedenfalls wert. Und auch wenn ich vielleicht mal wieder in einem Büro landen sollte, werden mir die im Home Office erlernten Methoden definitv weiterhelfen.
Übrigens: ineressante Tipps dazu gibt es auch in der aktuellen Blogparade des Blogs „Selbständig im Netz“, zu der ich auch einen Beitrag mit meinen Erfahrungen zu eben diesem Thema verfasst habe. Hier ist er: http://jbeckmann.wordpress.com/2011/08/04/gtd-fuers-home-office/ (mit Backlink zur gesamten Parade).