„Sie müssen sich vernetzen“ oder „Die sind einfach nur gut vernetzt“ höre ich immer wieder. Binsenweisheiten – meinen Sie? Netzwerken: Was verbirgt sich dahinter, welche Erwartungen, Möglichkeiten sind damit verbunden und vor allen Dingen, wo ich finde ich für mich das passende Netz? Zudem „Netzwerken“ hört sich schon wieder nach Arbeit an.
Damit Sie von Netzen profitieren können, müssen Sie aktiv werden.
Netze: Online und Offline
Im Zeitalter des Internet denken die meisten an die sozialen Netze Facebook ist ganz vorne, Individualisten versuchen sich mit Google plus und wer die Kurznachrichten liebt, hat eher einen Faible für Twitter. Dazu kommt Instagram, youtube usw. Nicht zuletzt für die Geschäftsebene kommt noch Xing dazu.
Die virtuelle Ebene ermöglicht Bekanntschaften, kann aber zusätzlich genutzt werden, um sich mit seinem Unternehmen bekannt zu machen. In Xing ist es klar, nur auf Geschäftsleute und Angestellte zu treffen Google plus und Facebook bieten zusätzlich Unternehmensseiten sogenannte Fanpages an.
Nicht zuletzt kann in Gruppen ein fachlicher Austausch stattfinden oder Sie machen durch Kompetenz und guten Diskussionsstil auf sich aufmerksam.
Alles bekannt.
Weniger bekannt sind die Netze, die eher offline arbeiten, bei denen Sie sich persönlich kennen lernen können, wie zum Beispiel:
- Freelancer als Einzelunternehmer aus den unterschiedlichsten Sparten tauschen sich hier aus,
- IHK-Gruppen werden unter bestimmten Themenkreise eingerichtet und sind meist kostenpflichtig.
- Regionalgruppen bei Xing ermöglichen den unmittelbaren Kontakt in der Umgebung.
- Vistenkartenpartys scheinen wieder im Kommen zu sein. Hier geht es tatsächlich in erster Linie um Geschäftsanbahnung, da der Austausch von Visitenkarten im Vordergrund steht.
- Co-Working ist interessant für Menschen, die überwiegend im Home-Office arbeiten. Es ist nicht jedermanns Sache immer allein zu Hause zu arbeiten.
- Vereine in allen möglichen Bereichen gibt es überall. Für viele ist es schwierig sich an altbewährte Vereinsstrukturen anzupassen. Wer ein Hobby teilt, findet aber auch schnell Kontakt und kann hier
Und nicht zu vergessen:
Ihr persönliches Umfeld wie Bekannte, Freunde und Familie. Es geht darum, dass Sie mit ihrem Unternehmen bekannt werden. Zudem müssen Sie immer wieder erzählen, was Sie tun. Durch die ständige Wiederholung lernen Sie zudem, Ihr Unternehmen immer präziser vorzustellen.
Erwartungshaltung und Netzwerken
Netzwerke dienen NICHT dazu, Aufträge zu generieren. Wer mit dieser Erwartungshaltung vor allem bei Offline-Veranstaltungen vorbei schaut, wird herb enttäuscht. „Gut Ding will Weile haben“.
Haben Sie noch die Möglichkeit Ihr Wissen online über Ihre Unternehmensseite an eine größere Leserschaft weiter zugeben, müssen Sie offline personenbezogen kommunizieren. Das fällt vielen nicht mehr leicht und ist doch so wichtig im Kundenkontakt.
Zunächst erfüllen diese Netze eine andere Funktion:
- Kommunikation:
Das persönliche Gespräch folgt anderen Regeln als der Austausch in Diskussionen online. Sie müssen zuhören und merken, ob Ihr Gegenüber an dem, was Sie erzählen wirklich interessiert ist, weil sinnvolle Fragen kommen oder ob nur gewartet wird, endlich seine Unternehmung vorstellen zu können. Gestik, Mimik, Körpersprache sind wichtige Faktoren der Kommunikation. Wer nur online kommuniziert, verlernt Signale richtig zu deuten. - Wissen:
Nicht alles lässt sich online austauschen. Das Thema ist zu persönlich oder ortsbezogen bzw. eignet sich nicht für eine mehr oder weniger öffentliche Diskussion. Manch interessante Information erhalten Sie nur im persönlichen Gespräch wie Hinweise auf gute Fortbildungsmöglichkeiten, Kritiken an Vorträgen, weitere Netze, die für Sie wichtig sein können. - Denkanstöße:
Fragen, Ideen, Lösungen anderer Teilnehmer können Ihnen helfen, neue Perspektiven für Ihre Unternehmung in Betracht zu ziehen. - Multiplikator:
Wer Sie persönlich kennen gelernt hat, wird möglicherweise an anderer Stelle von Ihnen und Ihrem Unternehmen erzählen. Vor allem als Soloselbstständiger sind Sie immer und überall Ihr eigener Werbeträger und darauf angewiesen, dass diese Werbung weiter getragen wird. - Menschenkenntnis:
In persönlichem Kontakt fällt es Ihnen leichter Sprücheklopfer und Blender zu erkennen, was Ihnen wiederum online hilft. - Spaß:
Und nicht zuletzt dürfen Netze der Entspannung dienen. Ein netter Abend, gute Gespräche, neue Leute sind ein wichtiges Fundament für die eigene Zufriedenheit, die Sie die nächsten Tage motivierend trägt.
Ganz abgesehen davon erfahren Sie etwas über sich selbst.
Netzwerken als Empfehlungsmarketing
Netzwerke dienen nicht dazu, so schnell wie möglich Aufträge zu generieren. Wer mit dieser Erwartungshaltung zu Treffen geht und nach dem zweiten Treffen erwartet, einen neuen Kunden gewonnen zu haben, hat das Prinzip nicht verstanden. Gemeinsam haben alle Netze, dass sich Leute unterschiedlicher beruflicher Ausrichtung und verschiedenen Erfahrungen treffen. Zudem sind die Themenkreise in den Netzen höchst unterschiedlich. Manche Gruppen wollen wirklich nur die Freizeit gemeinsam gestalten, andere spezialisieren sich auf Vorträge und wieder andere beschäftigen sich überwiegend mit den Gegebenheiten von Einzelunternehmen.
Netzwerken ist keine Verkaufsveranstaltung. Es dient dazu kontinuierlich Kontakte aufzubauen und Informationen zu tauschen. Ein Netzwerk ist kein Selbstbedienungsladen und lebt vom gegenseitigen Geben und Nehmen. Dabei sollten Sie bedenken, dass diese zum Teil recht unterschiedlichen Intentionen in unterschiedlichen Gruppen auf einander treffen und Teilnehmer in unterschiedlichen Netzen unterwegs sind.
Netzwerken ist mit Zeitaufwand verbunden
Netze sind – wie sich schon an der Vielzahl zeigt, zeitaufwändig. Sie müssen sich also entscheiden: In welches System investiere ich viel Zeit online, und wo möchte ich mich offline mit Leuten treffen. Es geht wie online, um das Teilen von Zeit und Informationen – aber nicht ausschließlich ;).
Netzwerken ist automatisch ein Empfehlungsmarketing. Wer Sie sympathisch oder Ihre Dienstleistung interessant fand, wird bei passender Gelegenheit an anderer Stelle über Sie sprechen. Das BNI – „Business Network International“ hat das Empfehlungsmarketing für sich als Alleinstellungsmerkmal herausgehoben. Es liegt nicht jedem, einmal wöchtlich gegen 7:00 Uhr zu einem Frühstück anzutreten, bei dem er auch noch öffentlich bekannt geben muss, welche Mitglieder der Gruppe er möglichst erfolgreich weiterempfohlen hat. Auch sonst ist die Regelmentierung sehr straff und unterscheidet sich wohl nur marginal von Chapter zu Chapter. Zudem eignet sich jede Selbstständigkeit für diese Art von Empfehlungsmarketing.
Netze folgen der persönlichen Zielsetzung
Welches Netz für Sie das richtige ist, müssen Sie selbst herausfinden. Hier hilft wieder das Internet. Regionalgruppen gibt es sehr viele bei Xing. Sie beziehen sich zum Teil auf Orte oder größere Städte, aber auch auf Regionen. Einfach bei Xing den nächst größeren Ort eingeben. Meist ergeben sich schon online Kontakte, die auf weitere Regionalgruppen aufmerksam machen.
Auch Facebookgruppen treffen sich manchmal. Mit der Eingabe des Wortes „Freelancer treffen“ hilft Google weiter. Wenn Sie an Netzwerktreffen teilnehmen, werden Sie dort von weiteren Gruppen hören, die Sie sich ansehen können.
Ein kleiner Obulus ist manchmal zu entrichten, um Mieten oder Vortragende zu bezahlen. Meist ist ein Treffen mit einem Essen in gemütlicher Runde gekoppelt. Gutes Essen ist immer gut für eine lockere Atmosphäre. Und wie bereits geschrieben, die Zusammenkünfte sollen Spaß machen. Manchmal ergeben sich erst nach Jahren Aufträge, einfach weil plötzlich die Zeit dafür reif ist. Wenn Sie sich aber grundsätzlich gern mit verschiedenen Leuten treffen, ist das dennoch eine schöne Abwechslung im Geschäftsalltag.
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1 Gedanke zu „Netzwerken – Baustein für die Kundengewinnung“