Ich habe neulich gelesen, dass es bald keinen PC mehr geben wird. PC-Käufe seien rückläufig. Deshalb ist es erstaunlich, dass, wie eine Untersuchung herausgefunden hat, die Zahl der mobilen Geräte inzwischen wieder abnimmt. Tablett oder Notebook – bestimmen Sie die Zukunft?. Aber es sind nicht nur die mobilen Geräte wie Tablet oder Smartphone, die den PC scheinbar überflüssig machen, sondern auch die sog. Cloud, der Speicherplatz in der Wolke des World Wide Web. Beides muss genauer betrachtet werden.
PC mehr als ein fester Arbeitsplatz
Natürlich lässt sich auch ein Laptop unter PC einordnen solange er noch über einen festen örtlichen Speicherplatz, diverse Programme, einen großen Bildschirm und eine Tastatur verfügt. Aber die elektronischen Helfer werden immer kleiner, so dass sich für viele nur noch die Frage nach Tablett oder Notebook statt PC/Laptop stellt.
Grundsätzlich lässt es sich auch nicht pauschalisieren, ob ein PC/Laptop bzw. eine Tablett doer Notebook benötigt wird, sondern es hängt von der Nutzung ab.
Wer sein mobiles Internet überwiegend
- zum Datenaustausch
- zur Adress- bzw. Terminverwaltung und
- zum Lesen nutzt
also gewissermaßen in der Cloud arbeitet, benötigt kaum eine Tastatur.
Wer aber viel schreiben oder zeichnen muss, der arbeitet auch lieber stationär und ist froh über eine komfortable Tastatur und einen großen Bildschirm. Das gilt auch für alle Verwaltungsarbeiten und auf der Sachbearbeitungsebene. Hier entscheidet sich der Nutzer bei einer Neuanschaffung wieder für den Kauf eines PC.
Softwaregebrauch
Es zeigt sich, dass die Nutzung vielfach berufsabhängig ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Designer gerne auf einem kleinen Bildschirm arbeitet und die entsprechende Software nur noch in der Cloud zur Verfügung hat. Auch Liefer- und Bestellvorgänge, die firmenspezifischer Anwendungssoftware unterliegen, werden nicht in der Cloud stattfinden können.
Vergessen wird bei aller Euphorie, dass bestimmte Software benötigt wird, um überhaupt in der Cloud arbeiten zu können. Da hilft es nichts, dass Cloud-Services ständig über Internet verfügbar sind. Auch diese Software wird ständig aktualisiert und da muss jeder involvierte Mitarbeiter auf dem Laufenden bleiben und kann es sich nicht bequem im Bekannten für ein paar Jahre auf dem Computer einrichten.
Der Hinweis, dass das Auslagern der Daten und Anwendungsprogramme Zeit im unternehmerischen Alltag spart, ist für mich nicht nachvollziehbar. Die Mitarbeiter müssen wissen, wie sie auf Daten zugreifen können, und sie müssen die Anwendersoftware beherrschen. Da unterscheidet sich die Arbeit am ganz normalen PC vor Ort überhaupt nicht – auch nicht im Aufwand. Lediglich das Arbeiten außerhalb der Firma wie Datenabgleich und Dokumentenverwaltung bringt Vorteile. Aber diese Daten müssen nicht zwangsläufig in einem gemieteten Webspace verbleiben.
Arbeiten in der Cloud
Vor ein paar Tagen wurde mir eine Einladung für eine Messe rund um die Cloud zugesandt. Für mich scheint das zunächst ein gigantischer Markt für neue Software zu sein, ohne die die Cloud gar nicht läuft.
Dazu kommen die Anbieter für Webspace, wo ich dann Namen lese wie „Amazon Web Services“ oder „1&1“ aber auch „Telekom“ und eine Vielzahl mir vollkommen unbekannten Anbietern. Die Letztgenannten wiederum arbeiten schließlich wieder mit den „großen“ wie Google, Apple oder Microsoft zusammen. Klar ist, dass alle Daten irgendwann und irgendwo „geerdet“ sind, nur nicht direkt bei mir vor Ort. Einen tieferen Sinn sehe ich nicht dahinter. Und es birgt sogar Gefahren.
Vor allem Befürworter der Cloud werben damit, dass die Investitionskosten ohne PC sich um die Hälfte reduzieren lassen, weil jede Software wie z. B. Microsoft Office365 online nutzbar ist. Allerdings ist die Nutzung nicht kostenfrei und jeweils nur auf ein Gerät beschränkt. Dazu kommen die Kosten für den Webspace, der abhängig ist vom Umfang der in der Cloud gelagerten Dateien. Das bleibt eher unerwähnt.
Datensicherung und Datensicherheit
Das Handelsblatt schreibt u. a. „Wer seine Daten auf fremden Servern speichert, gibt Kontrolle ab.“ Sehr schön, dass hier mal auf die Problematik hingewiesen wird. Ich kann die Euphorie zur Cloud nicht nachvollziehen. Letztendlich sind die Daten auf irgendeinem mir unbekannten Server irgendwo zwischen Europa und Amerika gelagert. Neben Stromausfall auch am Serverstandort bis hin von Kabelausfall kann auf Daten bzw. Programme möglicherweise nicht mehr oder nur noch beschränkt zugegriffen werden. Sind die Daten nicht verfügbar muss die entsprechende Software nun doch auf einem PC verfügbar sein, damit wenigstens offline gearbeitet werden kann. Backups, die schnell aktiviert werden können gehören dazu. Bisher konnte mir aber noch niemand sagen, wo und wie diese Datensicherung auf Backups zur Verfügung stehen.
Anbieter lehnen jede Haftung ab, auch dann wenn Daten verloren gehen. Erschwert wird das vor allem wenn Anbieter außerhalb der EU z. B. Amerika, wo die meisten Anbieter ihre Server haben. Ein Artikel im Handelsblatt macht deutlich, das hier das Vertragsrecht besonders kompliziert ist.
Auch Hackerangriffe auf die Server, die Daten aus vielen Firmenclouds lagern, bergen Gefahren für die Datensicherheit. Und dass gerade große Server für Hacker ganz besonders reizvoll sind, dürfte verständlich sein.
Daten auf Smartphone
Auch die Smartphones sind nicht ohne Risiken. Werden sie privat wie beruflich genutzt, kollidieren sie mit den Sicherheitsbestimmungen der Firmen. Zudem sind Smartphones leicht auffindbar und der Nutzer kann überall geortet werden. Zudem müssen diese kleinen Geräte verwaltet werden, was die Kapazitäten kleinerer Unternehmen übersteigt. Der Aufwand vergrößert sich also, statt Arbeitserleichterung und Kostenersparnis zu bringen.
PC auf lange Sicht kein Auslaufmodell
Vor allem unter dem Sicherheitsaspekt denke ich, dass der PC noch lange eine Option sein wird, schneller, kleiner, aber ganz bestimmt vor Ort in meiner eigenen Verantwortung.
Dieser Blogartikel ist im Grunde auch in der Cloud, aber geschrieben habe ich ihn auf dem PC, wo er gespeichert ist und wo auch regelmäßig die Sicherungen aller Artikel landen. Und damit fühle ich mich einfach wohler.
Liebe Frau Radtke,
das haben Sie klasse und umfänglich dargestellt, danke schön!
Elena, conservare bedeutet bewahren. Wenn ich meine Firmendaten gut bewahren will, muß ich mir auch gut überlegen, wo ich diese speichere und wie ich in jedem Fall wieder an sie heran komme. Entsprechend gibt es dann unterschiedliche Speicherorte, also z.B. auf meinem eigenen PC oder Server und nochmals gut gesichert auf einem Datenträger aufbewahrt in einem Bankschließfach.
Ich muß mir einfach bei jeder Technik überlegen, wofür die gut ist und in welchem Fall ich sie für mich einsetzen kann oder nicht.
Hallo, liebe Frau Holler-Kuthe,
freut mich, wenn Sie auch der Meinung sind, dass sensible Daten nicht in die Cloud gehören.
vor allem, wenn jetzt wieder rauskommt, dass die Server von Google etc. vom Geheimdienst durchforstet werden. Mir kann keiner weiß machen, dass sie um Firmendaten einen großen Bogen machen. Diese Daten liegen schließlich auch auf den Servern, wenn sie in der „Cloud“ sind.
Im Gegenteil Firmendaten gekoppelt mit Wirtschaftsspionage könnte vielleicht eher die treibende Kraft. Das Wort Terroristenfahndung ist für jeden Rechtsbruch nützlich.
Heute habe ich in Spiegel-Online eine Analyse von Marktforschern gelesen, die den Rückgang des Kaufs bei PCn beim neuen Betriebssystem Windows8 verorten.
Dabei wird übersehen, dass es sich bei der Zunahme beim Kauf von Tabletts überwiegend um einen Zusatzverkauf handelt.
Der vorhandene PC reicht bei vielen für den vorhandenen Bedarf aus oder kann ggf. auch noch hochgerüstet werden. Eine Anschaffung unterliegt damit einfach längern Zyklen.
Es ist zu hoffen, dass in die neuen Modell nicht ein Teil eingebaut wird, das einem PC nach einem bestimmten Zeitraum endgültig das „Leben“ aushaucht.
Schönen Tag Frau Radke!
Danke für Ihren Artikel. Ich teile auch Ihre Meinung und bin eher konservativ, was mobile Technologien angeht. PC´s und Laptops finde ich für die Arbeit viel sicherer und bequemer. Smartphones und Tablets nutze ich vorwiegend fürs Studium und Privatleben. Weiß nicht, vielleicht veröndert es sich mit der Zeit, jetzt wage ich nicht, mich total auf Cloud Computing zu verlassen.
Beste Grüße
Elena
Hallo Elena,
ich finde Ihre Einstellung, dem Cloud Computing mit einer gewissen Distanz zu begegnen sehr vernüftig. Ein Verteufeln neuer Techologien ist genauso unsinnig, wie Trends möglichst schnell hinterher zu laufen.
Im Übrigen bewegen wir uns auch so schon sehr viel in der Cloud z. B. dann wenn wir Kommentare schreiben oder in sozialen Netzwerken unterwegs sind. Diese Daten in Google+ und Facebook werden auch entsprechend ausgewertet. Genau deshalb möchte ich aber keine Firmendaten im Netz haben, auch wenn noch so sehr versprochen wird, dass sie sicher sind.