Das Delegieren von Aufgaben fällt vielen Menschen schwer. Besonders schwierig scheint es für Selbstständige, die überwiegend in ihrem Home-Office arbeiten, aber auch für Führungskräfte. Programme und Internet tun ein Übriges, dass viele glauben aufwändige Arbeiten unkompliziert und schnell selbst bewältigen zu können.
Den Alleskönner gibt es nicht und Multitasking hat sich als Selbstbetrug erwiesen. Auf der Strecke bleiben Kraft, Energie, die der Haupttätigkeit entzogen werden und teilweise die Gesundheit.
Perfektionismus
Dabei machen wir uns oft etwas vor. Denn die Gewissheit „keiner kann das so gut wie ich“ verschließt nur den Blick dafür, dass Menschen Tätigkeiten im Allgemeinen nur unterschiedlich durchführen, aber das gewünschte Ziel einwandfrei erreichen.
Dieser Perfektionismus wird sogar kontraproduktiv, wenn die Ideen Aufgaben anders zu lösen, starken Reglementierungen unterworfen sind. Das belegen auch die Zahlen, die von innerer Kündigung in Betrieben sprechen. Teilweise führt das sogar so weit, dass von Firmenangehörigen bewusst Sabotage betrieben wird.
Häufig werden Aufgaben im Alltagstrott nicht weitergegeben, weil der tägliche Arbeitsablauf zur Routine geworden ist.
Bisweilen werden Aufträge auch unklar erteilt, und wenn sie dann nicht zur Zufriedenheit abgearbeitet werden, sieht sich der Auftraggebende bestätigt, dass er sich auf seine Mitarbeiter wenig verlassen kann, delegieren keinen Zweck erfüllt.
Bei unklaren Arbeitsaufträgen handelt sich allerdings weniger um Perfektionismus, sondern um die eigene unstrukturierte Arbeitsweise, die so nach außen kommuniziert wurde. Wer sich dann hinter seinem Perfektionismus verschanzt, erweist sich als unflexibel.
Delegieren fördert das Betriebsklima
In ihrem Blog „Sevenjobs“ fragt die Autorin Petra, ob delegieren weh tue.
Dabei ist eine gute Arbeitsatmosphäre der Schlüssel für effiziente Arbeitsweise. Mitarbeiter, die sich wohl fühlen, übernehmen gerne Aufgaben bzw. setzen sich für eine gute Zusammenarbeit ein.
Führungskräfte, die Aufgaben delegieren können
- setzen sich selbst und damit auch ihre Mitarbeiter nicht unter Druck
- sind im Allgemeinen ausgeglichener und damit freundlicher
- zeigen Respekt und Wertschätzung für die Leistung der Mitarbeiter
- haben den Kopf frei für andere Aufgaben
- arbeiten zielgerichtet an einem Problem
- finden Zeit für Anliegen ihrer Mitarbeiter
- trauen ihren Mitarbeitern selbstständiges Arbeiten zu
- fördern somit das Betriebsklima im Ganzen
Vor allem aber schafft das Delegieren von Aufgaben Vertrauen.
Mitarbeiter fühlen sich ernst genommen und arbeiten entsprechend motiviert und zuverlässig – manchmal auch über das notwendige Maß hinaus.
Hierzu schreibt auch die Zeit Delegieren ist ein starkes Führungsinstrument.
Auch selbstständige Einzelunternehmer können Aufgaben delegieren
Was für größere Firmen gilt, gilt auch im Kleinen. Sicher ist dem Selbstständigen möglich sich in einige Aufgaben, die über das Kerngeschäft hinaus gehen, einzuarbeiten. Dabei sollte aber die Frage im Vordergrund stehen, ob Aufwand und Ergebnis in einem adäquaten Verhältnis zu einander stehen.
- Wer Stunden damit verbringt, eine eigene Website zu erstellen. bei der der Besucher dennoch schnell erkennt, dass diese Seite Marke Eigenbau ist, statt diese Aufgabe an Webdesigner und ggf. Texter zu übertragen
- wer seine Buchhaltung mühselig für den Steuerberater vorbereitet, statt mit einem Buchhaltungsbüro zusammenzuarbeiten
- wer Aufgaben seiner Verwaltung nach Feierabend noch abarbeitet, statt sie an einen mobilen Büroservice abzugeben
sollte sich überlegen, ob die finanziellen Einsparungen wirklich den persönlichen Einschränkungen durch Mehrfachbelastung gerecht werden.
Perfektionismus oder das Eh-Da-Prinzip von Selbstständigen belastet auf Dauer die Gesundheit und damit die Gesamtarbeitsleistung.
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Zu diesen ganzen Argumenten warum Delegieren sinnvoll sein kann, kann ich noch ein sehr wichtiges hinzufügen: Wenn jemand für eine Tätigkeit sehr lange braucht (weil er es nicht richtig kann oder weil es so lästig ist), kann er in dieser Zeit auch nichts Sinnvolleres tun.
Wenn sich jemand mit seiner Buchhaltung quält und in der Zeit Geld verdienen könnte macht einfach ein schlechtes Geschäft. Wenn man solche Arbeiten abgibt und denselben Stundensatz verdient wie der Auftragnehmer kann am Ende ein Plus herauskommen – einfach weil der Profi weniger Zeit benötigt als man selbst.