Wie Sie wissen, bin ich hauptberuflich Freie Grafikdesignerin. Immer wieder komme ich an den Punkt, an dem ich meinem Gegenüber meinen Beruf erklären muss. Ist natürlich kein Problem für mich. Häufige Fragen sind z.B.: “ Was ist eigentlich Corporate Design?“, „Was kostet ein Logo?“, „Was kostet eine Website?“, „Warum sieht der Farbton auf meiner Visitenkarte anders aus als auf meinem Bildschirm?“.
An dieser Stelle kläre ich nun immer wieder solche Designfragen, die mir so im Alltag begegnen.
Heute schreibe ich über ein Thema, das einen Großteil meiner Arbeit ausmacht:
„Was ist eigentlich Corporate Design?“
Häufig verwendet man fälschlicherweise den Begriff Corporate Identity (CI), obwohl man eigentlich Corporate Design (CD) meint. CI ist aber die Unternehmensidentität.
Das Corporate Design ist nur ein Bestandteil dieser Unternehmensidentität und steht für die einheitliche visuelle Darstellung der CI in allen Kommunikationsmitteln und Produkten eines Unternehmens oder einer Organisation, um ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu erhalten. Nach innen (z.B. für die Mitarbeiter) und nach außen (z.B. die Verbraucher).
Grundelemente des Corporate Designs sind u.a.:
- Signet (umgangssprachlich „Logo“) bzw. Wortmarke / Bildmarke / Wortbildmarke
- Typografie, Hausschrift (= die vom Unternehmen hauptsächlich eingesetzte Schriftart. Manche Unternehmen kann man sogar alleine durch die Schrift erkennen.)
- Bildsprache
- Farbkonzept, Hausfarbe (= die vom Unternehmen hauptsächlich eingesetzte Farbe/Farbkomposition. Manche Unternehmen kann man sogar alleine durch die Farbe erkennen.)
- Gestaltungsraster, Formate
- Designelemente (wiederkehrende grafische Elemente)
- Materialien
Diese Elemente werden häufig, besonders bei größeren Firmen, in einem Gestaltungshandbuch, dem sogenannten Design Manual, dokumentiert. Die Gestaltungsrichtlinien werden hier bis ins Detail festgeschrieben. So können z.B. verschiedene Werbeagenturen bzw. Designbüros, Druckereien, Medien, Mitarbeiter usw. das Corporate Design gemäß der Unternehmensidentität anwenden.
Anwendung finden diese Elemente z.B. bei Visitenkarten, Briefpapier, Internetauftritt (auch bei Blogs), Stempel, KfZ-Beschriftung, Flyer, Broschüren, Plakaten, Katalogen, Bannern, Fahnen, Anzeigen, usw. Aber auch beim Tragen von einheitlicher oder ähnlicher Arbeitskleidung, beim Produktdesign, oder bei der Architektur bzw. beim Interieur des Firmengebäudes findet sich das Corporate Design wieder.
Hier mal als Beispiel einige Kommunikationsmittel eines Corporate Designs, das ich entwickelt habe (auf meiner Firmenwebsite finden Sie noch mehr Beispiele):
(v.l. Briefbogen, Visitenkarten, Anzeige, Website)
Ziele eines Corporate Designs:
- Wiedererkennung und Bekanntheit
- Optische Positionierung und Profilierung
- Transportierung der Selbsteinschätzung, der inneren Haltung und Wertvorstellungen
- Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Professionalität
- Abgrenzung zu Mitbewerbern
- Motivation der Mitarbeiter und Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
Welche Kriterien soll ein gutes, funktionales Corporate Design erfüllen?
- mit wenigen Elementen erkennbar
- prägnant, auffallend
- leicht verständlich
- einfach in der Umsetzung
- muss auf die verschiedenen Medien anwendbar sein
- langlebig / beständig / zeitlos, aber auch flexibel und modern
- emotional
- internationale Funktionalität
Das Erscheinungsbild beeinflusst die Kaufentscheidung eines potenziellen Kunden nachhaltig, d.h. ob der Kunde sich für oder gegen eine Dienstleistung bzw. ein Produkt entscheidet, hängt von dem Bild ab, das er damit verbindet und ob bzw. wie er emotional berührt wird.
Wer also etwas verkaufen möchte, und sei das Unternehmen noch so klein, muss Geld oder Zeit in ein einzigartiges Erscheinungsbild investieren, um am Markt wahrgenommen zu werden. Je höher die Wiedererkennung, desto höher die Bekanntheit. Je höher der Bekanntheitsgrad, desto mehr Aufträge bzw. Verkäufe.
Hier noch ein kleiner Test: Wer erkennt anhand der einzelnen Bildfelder die entsprechende Marke?
Alle neun Felder kann man eindeutig einer bekannten Marke zuordnen (wobei die Farben Gelb, Magenta und Rot natürlich von verschiedenen Marken verwendet werden.)
Einige der hier verwendeten Bilder sind u.U. urheberrechtlich geschützt. Die Rechte daran bleiben bei den jeweiligen Urheberrechtsinhabern. Die Bilder bzw. die Namensnennungen dienen nur zu Kommentierungszwecken.
Ich hoffe, diese Erklärung war für alle verständlich. Ergänzungen oder Kritik sind willkommen. Einer alleine kann nicht alles wissen. Ich lebe den Netzwerkgedanken und freue mich auf Austausch.
Gerne können Sie mir weitere Designfragen schicken, vielleicht kann ich sie ja beantworten!
Die Wirkung auf Kunden, die ein Logo und eine Firmenbeschriftung erzielen, ist stärker als man zunächst annimmt. Den Effekt einer einprägsamen Gebäudebeschriftung sollte man daher nicht unterschätzen. Spezialisierte Unternehmen für Gebäudebeschriftung sind eine dankbare Hilfe, seine mühsam kreierte Beschriftung auch nach außen hin zu präsentieren.
Interessanter und sehr informativer Artikel. Aufgrund meines Studium (Medieninformatik) beschäftige ich mich seit kurzem mit dem Thema CD
.
Meine Frage dazu kurz:
Ich habe in anderen Beiträgen gelesen, man soll möglichst ein komplett eigenes Logo entwickelt und nicht von anderen abkupfern.
Aber ist es eigentlich nicht schlauer, bereits vorhanden Logos zu verwenden bzw. eine ähnliche Gestaltung?
Denn durch den schnellen Wiederkennungswert wird dem Kunden eventuell, unterschwellig, eine ähnliche Qualität des Unternehmen suggeriert.
Beste Grüße
Das Nachmachen von Logos hat zwei negative Aspekte. Zum einen kann es leicht zu Verwechslungen kommen.
Der zweite Aspekt ist allerdings gravierender. Logos sind geschützt. Ein Nachmachen wäre ein Plagiat. Das könnte verflixt teuer werden.
Das ist sogar einem Kindergarten passiert, der einen roten angebissenen Apfel für eine Gruppe veröffentlicht hatte. Die haben doch glatt mit Apple Probleme bekommen. Ist zwar gut ausgegangen, aber da zeigt es sich wie gefährlich so etwas sein kann.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/markenstreit-cafe-apfelkind-besiegt-apple-1.1784653
Toller Artikel! Auf designenlassen.de können sich Gründer und Kleinunternehmer ein gutes Corporate-Design
zu einem bezahlbaren Preis erstellen lassen. Sie erhalten Vorschläge von vielen verschiedenen Designern und können Ihnen dann Ihren Favoriten aussuchen. Ich finde das Prinzip der Ausschreibung sehr praktisch, da man sehr viele Ergebnisse erhält und das Beste auswählt.
–> http://www.designenlassen.de/corporate-design
Für Gründer mag das ein Einstieg sein. Was fehlt ist eine Beratung, bei der die individuelle Situation des Kunden berücksichtigt wird. Das schließt auch Aspekte des Marketing mit ein.
Zum Design kommt auch noch die technische Umsetzung der Website hinzu und da wird es kompliziert.
Es ist – allein aus Gründen des Honorars für den Designer, denn der muss auch von etwas leben – eher Fließbandarbeit möglich.
Wer es sich leisten kann, sollte sich mit einem Designer persönlich zusammensetzen und eine langfristige Partnerschaft aufbauen.
Hallo 🙂
könnten sie mir vielleicht die Lösungen von dem quiz verraten 🙂
habe nicht alle herausgefunden:)
lg dilara
Es freut mich, dass der Test gefallen hat! Es ist schön, wenn ich einige Unternehmer zum Überdenken ihres eigenen Erscheinungsbildes bringen kann.
Und den letzten Punkt von Frau Radtke kann ich natürlich so unterschreiben ;-).
Sehr interessanter Beitrag, der viele (Denk)Ansätze für das eigene Unternehmen liefert.
Besonders spannend fand ich den Test zur Markenidentität.
Nicht nur, weil ich gern Rätsel löse ;-), sondern weil er auf deutliche Weise zeigt, wie wichtig Corporate Design für den Wiedererkennungswert ist.
Der Punkt der Wiedererkennbarkeit spielt eine wichtige Rolle. Das zeigen eben auch die Ausschnitte für den Markentest ganz deutlich.
Gerade bei kleinen Unternehmen ist der Wiederkennungswert wichtig. Die Branche der Bürodienstleister lässt nicht viel Spielraum. Gerade deshalb ist es wichtig, dass ein gut ausgebildeter Grafikdesigner eine einheitliche Linie bei allen Kommunikationsmitteln deutlich darstellen kann.