Eine Kollegin hat mir einen Artikel aus dem Spiegel geschickt: „Schwäbischer Hausmeister klaut 25 Tonnen Büromaterial“ . Ihre Anmerkung war: „Da kannst du doch was dazu sagen, du machst doch Materialwirtschaft.“
Ja, bedingt kann eine funktionierende Materialwirtschaft solche Dinge verhindern. Ob in diesem speziellen Fall eine Materialwirtschaft etwas dagegen hätte unternehmen können, sei dahingestellt. Aber die Funktion und Bedeutung der Materialwirtschaft darzustellen war es ein Anreiz für mich.
Was macht eigentlich eine Materialwirtschaft?
Die Einleitung aus Wikipedia finde ich einigermaßen treffend: „Die Materialwirtschaft oder Warenwirtschaft, beschäftigt sich mit der Verwaltung sowie der zeitlichen, mengenmäßigen, qualitativen und eventuell auch räumlichen Planung und Steuerung der Materialbewegungen innerhalb eines Unternehmens und zwischen dem Unternehmen und seiner Umwelt. Sie koordiniert den Warenfluss zwischen Lieferanten, Kunden, Bedarfsträgern (zum Beispiel Produktion) und den Lagern. In produzierenden Unternehmen stellt sie die Versorgung der produzierenden Bereiche mit direkten Gütern wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Zulieferteilen und Halbfabrikaten sowie allgemein die Versorgung mit indirekten Gütern wie Büroartikel, Ersatzteile oder Serviceleistungen sicher.“ Weiterführende Informationen sind hier auch noch hinterlegt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Materialwirtschaft).
Außerdem beschäftigt sich die Materialwirtschaft oft noch mit Anlage und Verwaltung von Stammdaten, Organisation und Kontrolle von Warenflüssen und Beständen, Inventuren und Bewertung der Bestände. Der Bereich Materialwirtschaft ist in Unternehmen sehr unterschiedlich aufgestellt und oft in kleine Bereiche zerstückelt.
Daneben ist sie oft mit
- Einkauf
- Lagerwirtschaft
- Logistik und
- Abfallwirtschaft
beschäftigt.
Dies beruht auch auf der Tatsache, dass der Bereich Warenwirtschaft sehr viele Angrenzungs- und Schnittpunkte mit anderen Unternehmensbereichen hat – je nach Betätigungsfeld, Größe und Organisationsstruktur der jeweiligen Unternehmen. Einzelne Gebiete der Materialwirtschaft sind sehr oft in den Bereichen Einkauf, Logistik oder Supply Chain Management und Produktion untergebracht, teilweise auch in Buchhaltung und Controlling oder gar im Vertrieb.
Die Berührung mit anderen Abteilungen macht diesen Arbeitsbereich einerseits spannend und vielschichtig. Anderseits gibt es Interessenkonflikte oder unterschiedliche Sichtweisen zu bestimmten Themen, was die Arbeit der Materialwirtschaft erheblich erschweren kann.
Erfolg durch Pragmatismus
Um in der Materialwirtschaft erfolgreich arbeiten zu können, ist eine sorgfältige Arbeitsweise und die Fähigkeit zum logischen Denken unbedingt erforderlich, Pragmatismus ist ebenfalls förderlich. Man sollte ein gutes Zahlenverständnis haben und gut mit Tabellenkalkulationen umgehen können. Gutes Durchsetzungsvermögen und Kommunikationsstärke sind bei den vielen angrenzenden Bereichen hilfreich. Der sichere Umgang mit entsprechender Software (ERP-, PPS- Systeme, Lagerwirtschaft) ist obligatorisch. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Interesse sowie Erfahrungen in den angrenzenden Bereichen sind hilfreich.
Mangelhafte Materialwirtschaft – folgenschwer
In irgendeiner Form gibt es diesen Unternehmensbereich in jedem Unternehmen, in dem Waren bewegt und / oder gelagert werden – wie auch immer dieser Bereich im jeweiligen Unternehmen genannt wird oder aufgeteilt ist (Jeder Handwerker hat Warenbestände in seiner Werkstatt, jeder Einzelhändler hat Ware in seinen Regalen stehen). Je komplexer die Vorgänge in dem Unternehmen sind, umso notwendiger ist eine funktionierende Materialwirtschaft.
Mögliche Konsequenzen, wenn die Materialwirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt wird:
- Fehlbestände und daraus resultierende Konsequenzen wie
Produktions- und Lieferschwierigkeiten - Hohe Inventurdifferenzen durch ungenügende Bestandsführung
- Verluste durch schlechte Bestandsführung / nicht bemerkte Fehlmengen
- Probleme in der Bilanzierung durch unkorrekte Bewertung der Bestände
- Probleme in der Logistik durch mangelhafte Stammdaten
- Probleme im Export durch falsche Stammdaten
(Zolltarifnummern, Gewichte, Ursprungsländer etc.) - Zu hohe gebundene Liquidität durch zu hohe Bestände
- Altbestände, die vernichtet werden müssen, da kein FiFo-Prinzip oder Ähnliches angewandt wird
- Mangelnde Rentabilität, da Teile nicht an Kunden berechnet werden
- …und vieles mehr
In vielen Unternehmen kann der Bereich der Materialwirtschaft oder Teilbereiche daraus ausreichend abgegrenzt werden, sodass es möglich ist diese Aufgaben an selbstständiger Bürodienstleister outzusourcen. Der Nutzen für die Kunden kann bei entsprechender Qualifikation und Erfahrung in diesem Bereich immens sein.
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