Die Begeisterung für die Cloud wird durch gutes Marketing in alle Medien getragen. Cebit und Cloud sind Begriffe, die dieser Tage kaum zu trennen sind. Liest man hingegen in Zeitungen Fachartikel zeigt sich, dass das System für eine Nutzung in Firmen noch viele Fragen aufwirft.
Die vielen Geräte, die heute für den Berufstätigen überall die Erreichbarkeit ermöglichen, benötigen natürlich die Synchronisation der Daten. Alle am Prozess Beteiligten sollen möglichst schnell über aktuelle Daten verfügen können. Die Lösung: ein ausgelagertes Rechenzentrum irgendwo auf der Welt umschrieben mit dem Begriff „Cloud“ – die Wolke in der alle Daten zusammenlaufen.
Allerdings ist es mit der „Cloud“ ähnlich wie mit dem „virtuellen Sekrtariat“, ein bestehender Dienst bekommt einen neuen Namen. Denn große Datenmengen werden schon länger nicht mehr direkt im PC verwaltet. Fast der gesamte E-Mail-Verkehr läuft über externe Server. Dazu gibt es Office-Programme, die Sie online bedienen können. Die Anschaffung der Software erübrigt sich damit. Viele Privatleute lagern so ihre Bilder, Videos oder Musik bereits aus und nutzen dies schon länger. Jede soziale Community nutzt diese virtuelle Wolke im Netz.
Cloud-Computing – die Idee
Die Weiterentwicklung sowie zahlreiche Serviceanbieter mit entsprechenden Rechenzentren sollen die „Cloud“ nun auch für den Datenverkehr innerhalb von Firmen vereinfachen. Ein schöner neuer Name wie „Cloud-Computing“ und schon können Sie Ihre Marketing-Kampagne starten.
Nebulöse Datensicherheit und fragiler Datenschutz
Ein wesentlicher Faktor steht bei aller Euphorie im Hintergrund. Wie lassen sie diese Daten schützen? Die Unsicherheit des Datenklaus ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist nicht neu, dass Hacker noch so ziemlich jedes System durchdringen. Gerade in den letzten Monaten kam es immer wieder zu Meldungen, dass selbst das FBI vor diesen Attacken nicht sicher ist.
Ferner stellt sich die Frage, in welchem Land Sie die Daten der Cloud sichern. Gelten in Amerika doch andere Datenrichtlinien als in Europa. Zudem findet zwischen den USA und Europa ein reger Datenaustausch statt.
Aber auch dem Datenschutz tragen zu wenig Nutzer Rechnung. Hier trägt der Anbieter das volle Risiko bei der Auswahl von Technik und den damit verbundenen organisatorischen Maßnahmen.
Die gerät gern in den Hintergrund, wenn neue Techniken allzu euphorisch angepriesen werden. Christoph Süß sieht das in seinem „quer-schläger“ etwas satirisch: Der Renner auf der Cebit – die Cloud
Euphorie und Realität
Rund 10% Firmen scheinen diese Möglichkeit bereits zu nutzen. Für Erfahrungsberichte aus der Praxis ist die Anzahl der User dennoch zu gering. Nun soll Markt mit dieser Kampagne auf der Cebit wohl schnell ausgebaut werden. Dabei ist nicht immer ausreichend berücksichtigt, dass
- Unternehmen neue Software benötigen, die zum Teil noch gar nicht entwickelt ist
- Entwickler für diese notwendige Software fehlen
- bestimmte Applikationen erforderlich sind
- GPS-Systeme störungsanfällig sind wie z. B. aktuell die zunehmenden Sonnenstürme bis 2013
- der Energieverbrauch nicht unterschätzt werden sollte
- die Rechts- und Datensicherheit noch nicht einwandfrei geklärt ist
– vor allem bei der EU-Cloud gegenüber der weltweiten Cloud meist
mit Rechenzentren in den USA - auch Vertragstyp und Vertragsinhalte Rechtssicherheit erfordern
- eine ganze Reihe von Kosten anfallen für vertrauenswürdiges „Computing“. Dazu gehören die Zertifizierung der Rechenzentren, Transparenz und Serviceebenen, um die Qualität zu sichern
Neben Stromausfall können Unterbrechungen durch zerstörte Tiefseekabel zudem nicht immer durch Satelliten ausgeglichen werden. Das bedeutet, dass auf unbestimmte Zeit auf Daten nicht mehr zugegriffen werden kann.
Kommunikation – mehr als Datenaustausch
Und warum das Ganze? Weil der Markt der anderen Kommunikationsmittel allen voran die reine Telefonie ausgereizt ist. Neue Kunden müssen gewonnen werden, um auf dem berühmten Wachstumskurs zu bleiben. Es scheint wie immer, die Möglichkeiten werden beworben, Unwägbarkeiten verschwiegen oder gar beschönigt.
Es gilt nach wie vor die alte Wachstumsstrategie: größer, weiter, schneller.
Zu gerne wird vergessen, dass am Ende dieser Cloud ganz irdisch irgendwo auf der Welt ein Riesen-Rechenzentrum steht mit Maschinen, die immer so gut sind, wie der Mensch, der sie bedient.
Echte Kommunikation erfolgt letztendlich im zwischenmenschlichen Bereich. Mimik, Gestik, Tonlage sind hierbei die Voraussetzungen. Und gerade in der Kommunikation ist Geschwindigkeit nicht immer förderlich für eine gute Zusammenarbeit. Denn „gut Ding, will Weile haben“. Eine Entschleunigung kann hier manchmal schneller zum Ziel führen als alle Datenübermittlung in Echtzeit.
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http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/cloud-computing-eu-bericht-warnt-vor-ueberwachung-durch-die-usa-a-876789.html